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PRESSEMITTEILUNG NR: 04

Frieden der Religionen untereinander ist das Gebot des 21. Jahrhunderts

LWB-Präsident Krause: Armut, HIV/AIDS und der Frieden sind die grossen Herausforderungen unserer Zeit

Winnipeg (Kanada), 22. Juli 2003 – Der Frieden der Religionen untereinander und das gemeinsame Eintreten der Religionen gegen den menschenverachtenden Terrorismus, sei „das Gebot des 21. Jahrhunderts", betonte der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Landesbischof i. R. Dr. Christian Krause, in seiner Ansprache zur Eröffnung der Zehnten LWB-Vollversammlung am 22. Juli in Winnipeg (Kanada). Die Frage, wie die Weltgemeinschaft mit den Religionsgemeinschaften und deren radikalen Rändern umgehe, sei dabei eine neue grosse Herausforderung, so Krause vor den rund 820 TeilnehmerInnen der Vollversammlung, die vom 21. bis 31. Juli auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK) in Winnipeg stattfindet. Die Vollversammlung steht unter dem Thema „Zur Heilung der Welt".

Für das 21. Jahrhundert genüge es nicht mehr, dass Staaten sich verpflichteten, ihre Konflikte untereinander mit friedlichen Mitteln auszutragen. Sie müssten sich weltweit zusammenschliessen, um gemeinsam den Terrorismus zu bekämpfen und ihren BürgerInnen ein zivilisiertes Zusammenleben zu sichern. Kampf gegen den Terrorismus sei dabei nicht vom Kampf für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu trennen, erklärte Krause, dessen sechsjährige Amtszeit als LWB-Präsident mit dieser Vollversammlung endet.

Das Völkerrecht könne den Frieden nicht sichern, wenn die USA dieses Völkerrecht nicht respektierten, sondern an seine Stelle das Recht des Stärkeren setzten. Dies sei eine Lehre des jüngsten Irak-Krieges, so der LWB-Präsident. Die einzig verbliebene Weltmacht, die USA, sei gegenwärtig militärisch so überlegen, dass sie militärisch keinen Gegner in der Welt zu fürchten habe und sie sei entschlossen, den Krieg als Mittel der Politik einzusetzen, wo das in ihrem Interesse liege, kritisierte Krause. Zwar hätten die Vereinten Nationen diesen Krieg im Sicherheitsrat mehrheitlich abgelehnt, sie seien aber zu schwach gewesen, ihn zu verhindern. Auch die Proteste von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt hätten nichts bewirkt.

Da nur ein winziger Teil der weltweit rund 1,2 Milliarden MuslimInnen mit dem Terrorismus sympathisiere, komme alles darauf an, den Islam oder andere Religionen nicht pauschal mit Terrorismus gleichzusetzen. Fundamentalismus gebe es ebenso in anderen Religionen so zum Beispiel auch im Christentum und im Judentum. Der Kampf gegen den Terrorismus müsse daher möglichst alle Staaten der Welt einschliessen, auch und gerade solche mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Er dürfe nie zum Kampf der Kulturen oder gar der Religionen werden, forderte Krause.

Sich kennen zu lernen, Neugierde für einander zu entwickeln und sich gegenseitig einzuladen, seien dringend notwendige erste Schritte. Nötig sei ein Dialog, der den Frieden wolle und deshalb im Islam die Potenziale zu stärken suche, die auf Gewaltfreiheit, Toleranz und Menschenrechte zielten. Es gehe um den Versuch, Gemeinsamkeiten zu finden, ganz ähnlich, wie dies im innerchristlichen ökumenischen Dialog geschehen sei. Im Umgang der christlichen Kirchen untereinander sei nach langen Mühen die Formel von der „versöhnten Verschiedenheit" gefunden worden, möglicherweise sei im Verhältnis zwischen Christentum und Islam das gleiche Ziel anzusteuern, regte Krause an.

Wer dazu beitragen wolle, den religiösen Fundamentalismus mit allen Bedrohungen bis hin zum Terrorismus zu überwinden und zugleich einer neo-liberalen Beliebigkeit und Bindungslosigkeit zu wehren, müsse im eigenen Haus der Weltchristenheit ansetzen. „Wir brauchen neue ökumenische Modelle, um einander auch über die internen Grenzen hinweg begegnen, die anstehenden Kontroversen konstruktiv untereinander austragen und miteinander Gottesdienst feiern zu können", so der LWB-Präsident. Vermutlich würden solche Modelle in Zukunft mehr die Gestalt von Glaubensbewegungen als von institutioneller Kirchlichkeit haben, hier sei viel Fantasie und Engagement gefragt.

In den kommenden Tagen werde es in den Diskussionen während der Vollversammlung darum gehen, Wege zur Gerechtigkeit und zur Bewahrung der Würde der Schöpfung Gottes zu markieren und für die künftige Arbeit des LWB zu benennen, erklärte Krause. Gleiches gelte für die Erarbeitung von Modellen der Einheit, der globalen Verständigung und der Versöhnung über die bitteren Gräben hinweg, die den Frieden unserer Welt bedrohten. Am Beginn des 21. Jahrhunderts habe die Welt ein dramatisch verändertes Aussehen.

Als grosse Herausforderungen für die Weltgemeinschaft des 21. Jahrhunderts benannte der LWB-Präsident neben der Schaffung von Frieden die Armut und die HIV/AIDS-Pandemie, hinter denen sich ein schier uferloses Ausmass an Ungerechtigkeit, Hunger, Krankheit, Flucht, Unterdrückung und Entwürdigung auf allen Ebenen menschlicher Existenz verberge. Der Nord-Süd-Konflikt dauere an und verschärfe sich mit jedem Jahr, so dass sich die Schere zwischen den reichen und den armen Ländern immer weiter öffne.

Mit Blick auf die am 31. Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland) von VertreterInnen des LWB und der römisch-katholischen Kirche unterzeichnete Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE) erklärte Krause, er empfinde es „als ein grosses Glück und als den wichtigsten theologischen Ertrag der Jahre, in denen ich den Lutherischen Weltbund führen durfte", dass diese Verständigung gelungen sei. Nach fast 500 Jahren eines bitteren Konflikts, der Europa teilte und Kriege, Verfolgung und Vertreibung nach sich gezogen habe, hätten LutheranerInnen und KatholikInnen gemeinsam aussprechen können, dass die Lehre von der Rechtfertigung allein aus Gnade durch den Glauben die zentrale christliche Botschaft auch für das 21. Jahrhundert sei. Die Einladung zum Abendmahl ökumenisch offen zu halten, wünsche er sich auch von den römisch-katholischen Geschwistern und er wiederhole diesen Wunsch beharrlich um der Gemeinschaft in Christus willen, so Krause.

Seit der Gründung des LWB 1947 habe sich die Zahl der Mitgliedskirchen nahezu verdreifacht. Diese erhebliche Ausdehnung des globalen Netzes des LWB mit heute 136 Mitgliedskirchen in 76 Ländern habe sich im wesentlichen auf Kirchen und Länder in der südlichen Hemisphäre erstreckt. Diese von Jahr zu Jahr wachsende Tendenz bedeute eine Gewichtsverlagerung von Norden nach Süden mit erheblichen inhaltlichen, theologischen wie ekklesiologischen Konsequenzen, betonte Krause.

Während die Kirchen des Nordens meist mit schrumpfenden Mitgliederzahlen konfrontiert seien, sei im Süden ein oft erhebliches Wachstum festzustellen, was in erster Linie auf charismatische, geistbewegte Gemeinden und Gemeinschaften zu beziehen sei. An die Stelle parochialer Kirchlichkeit mit ihren Institutionen und Organisationsstrukturen würden ganz unterschiedliche Formen spiritueller Bewegungen treten. Laut Krause wird die Zukunft der Weltchristenheit und ihrer Auswirkung auf die Geschicke der Menschheit wesentlich davon abhängen, ob und wie es gelingt, die historischen Konfessionskirchen mit den vielgestaltigen, charismatischen Gemeinden und Bewegungen zu integrieren oder doch zumindest in einem ökumenischen Verbund beieinander zu halten.

Was ihn im Augenblick zwischen Abschied und Aufbruch persönlich am meisten bewege, sei eine „tief empfundene Dankbarkeit vor Gott für das Geschenk der Gemeinschaft in Christus über alle Grenzen und Trennungen hinweg", so Krause. Er dankte für das ihm geschenkte Vertrauen, die überwältigende Gastfreundschaft und geschwisterliche Nähe. Weiterhin dankte der LWB-Präsident der gastgebenden Kirche und ihrem Bischof Raymond Schultz für die Einladung nach Kanada und die gemeinsam mit dem LWB-Stab vorbereitete Vollversammlung. (1.068 Wörter)


Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen Winnipeg steht unter dem Thema: „Zur Heilung der Welt“. Gastgeberin der Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung nehmen rund 820 Personen teil, darunter 380 Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei assoziierten Mitgliedskirchen. Die in der Regel alle sechs Jahre stattfindende LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des LWB. Zwischen den Vollversammlungen führen der Rat und sein Exekutivkomitee die Geschäfte des LWB.

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