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PRESSEMITTEILUNG NR: 39

Gleiches Recht für alle bedeutet nicht Gerechtigkeit für alle

Indigene Völker Kanadas fordern Selbstbestimmung

Winnipeg (Kanada), 30. Juli 2003 - „Du musst deine Sprache sprechen," mit diesem Satz ihrer Mutter kurz vor deren Tod begann für Marie Frawley-Henry, heute Direktorin für Internationale Angelegenheiten der „Assembly of First Nations" (AFN), der Interessenvertretung der indigenen Völker Kanadas, die „Reise zur Heilung". Frawley-Henry erzählte den TeilnehmerInnen der Zehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Dienstag, 29. Juli, in Winnipeg (Kanada), sie habe ihren ursprünglichen Namen „Heiliges Wasser" verloren, als sie zwangsweise in eine kirchliche Internatsschule gebracht wurde – eine bis Ende der 60er Jahre übliche Praxis in Kanada, um die Kinder der First Nations zu assimilieren. Erst der Satz ihrer Mutter habe sie dazu gebracht, sich ihrer Wurzeln wieder bewusst zu werden.

Frawley-Henrys Geschichte ist ein Beispiel für die Entwurzelung der indigenen Völker Kanadas (First Nations) und ihre Bevormundung durch Regierung und Behörden. Bis in die 70er Jahre seien ihre Angehörigen „verwaltet" worden, erst dann habe man zögerlich begonnen, ihnen Selbstverwaltungsrechte einzuräumen, so Frawley-Henry. In der kanadischen Verfassung (Constitution Act) wurden 1982 die bestehenden Rechte der First Nations bestätigt. 1985 wurde die AFN gegründet, um die Beziehungen zu den eingewanderten KanadierInnen zu verbessern und ihnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu helfen. Ihr gehören 633 First Nations Kanadas mit insgesamt etwa 700.000 Menschen an, die von ihr unter anderem in juristischen, sozialen, wirtschaftlichen und umweltpolitischen Fragen beraten und vertreten werden.

In der Praxis war die Rechtsprechung laut Pfr. Dr. David Pfrimmer, Direktor des „Lutheran Office for Public Policy" (Lutherisches Büro für öffentliche Angelegenheiten) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK), auf Bundes- und Provinzebene nicht immer eindeutig. Streitfälle mussten in zunehmendem Masse vom Obersten Gerichtshof entschieden werden. Das geplante Gesetz zur Regelung der Interessen der indigenen Bevölkerung Kanadas („First Nations Governance Act"), das einheitliches Recht schaffen soll, wird allerdings von der AFN abgelehnt, weil es eben durch den Grundsatz der Vereinheitlichung auf die jeweils besonderen Bedürfnisse der First Nations keine Rücksicht nehme und daher kolonialistisch sei, erläuterte Pfrimmer. Damit werde die Selbstbestimmung und Selbstverwaltung aufs Neue unterhöhlt, laute der Vorwurf der AFN.

Eine Reaktion auf diese Auseinandersetzung sei der Runde Tisch gewesen, den VertreterInnen mehrerer kanadischer Kirchen am 19. März 2003 mit VertreterInnen der AFN und des kanadischen Ministeriums für Angelegenheiten der indigenen Bevölkerung in Ottawa (Kanada) abhielten, so Pfrimmer. Das Ergebnis war eine ökumenische Stellungnahme, in der die Kirchenführer der anglikanischen, der römisch-katholischen, der presbyterianischen, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada und der Vereinigten Kirche Kanadas sowie des Zentralkomitees der Mennoniten Kanadas und des LWB den First Nations ihre Solidarität und Unterstützung zusicherten in ihrem Bestreben nach Selbstbestimmung. Die Generalsynode der ELKIK und ihr Nationalbischof Raymond Schultz hätten den kanadischen Premierminister ersucht, die Annahme des „First Nations Goverance Act" auszusetzen, bis eine Übereinkunft mit der AFN getroffen sei, so Pfrimmer. (465 Wörter)


Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen Winnipeg steht unter dem Thema: „Zur Heilung der Welt“. Gastgeberin der Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung nehmen rund 820 Personen teil, darunter 380 Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei assoziierten Mitgliedskirchen. Die in der Regel alle sechs Jahre stattfindende LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des LWB. Zwischen den Vollversammlungen führen der Rat und sein Exekutivkomitee die Geschäfte des LWB.

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